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in Wasserburg am Inn !
[Artikel vom 19.07.2021]
Magdalena Hallers Sohn Tobias hat die MS Erkrankung seit dem Jahre 1990. Kurz vor seinem Abitur wurde die Krankheit auf Grund eines ersten Schubes diagnostiziert, sodass er das Abitur im Rahmen einer Sondergenehmigung nachschreiben durfte. Ab diesem Zeitpunkt verschlechterte sich die Krankheit immer mehr, wodurch er trotz Abitur nie einen Beruf oder ein weiterführendes Studium ausüben konnte.
Seit 2012 konnte er kaum noch ein paar Schritte mit Gehhilfen machen und ist mittlerweile seit etwa 10 Jahren vollständig auf den Rollstuhl angewiesen. Vor knapp 6 Jahren erhielt er den Pflegegrad IV, die Pflegehilfe war dadurch durch seine Mutter noch mehr gefragt als die vergangenen 25 Jahre.
Da Magdalena auf Grund der Scheidung von ihrem Mann im Jahre 1998 sich alleine um ihren kranken Sohn kümmern musste, wurde sie als gesetzliche Betreuerin vor mehr als 10 Jahre eingesetzt. Trotz der Schwierigkeiten eines selbständigen Lebens hat Magdalena versucht, dass Tobias in einer eigenen Wohnung sein konnte. Dies bedeutete aber auch einen wesentlichen größeren Aufwand der Betreuung, zumal Tobias zu dieser Zeit noch nicht von einem Pflegedienst versorgt wurde. Vor allem seine Mutter kümmerte sich darum, die Wohnung zu putzen, Tobias die Lebensmittel zu besorgen, ihm bei der Pflege zu helfen, die Wäsche zu waschen, bei Notrufen sofort zu kommen und alle notwendigen Hilfen bezüglich Behörden, Krankenkasse und Ärzte für ihn zu erledigen.
Nachdem ein Wohnen ganz ohne Betreuungsleistungen kaum mehr möglich war, erhielt Tobias im Jahre 2015 eine neue Wohnung in einer Wohnanlage mit „Betreutem Wohnen“ im Greinhof. Hier wurde zumindest in der Früh sowie am frühen Abend eine Betreuung angeboten, die jedoch überhaupt nicht für die gesamte Betreuung und Pflege ausreichte. Außerdem wurde die Betreuung nur zwischen 7 und 19 Uhr angeboten, sodass seine Mutter die restliche Zeit dafür abrufbereit für Hilfen sein musste. Trotz der Betreuung in der Früh und Abends waren die Betreuungsleistungen seiner Mutter fast so umfangreich wie zuvor beim selbständigen Wohnen. Lediglich die Körperpflege wurde während dieser Zeit etwas entlastet, wobei während der Nachtzeit bei Bedarf seine Mutter dafür einspringen musste. Auch die Koordination mit Ärzten, Behörden, Krankenkasse, Rehatechnik, Versicherungen, Bezirk Oberbayern und vieles mehr blieb ihr in dieser Einrichtung nicht erspart.
Nachdem Magdalena zwischenzeitlich ein Alter von 75 Jahren erreicht hatte, wollte sie für Tobias eine Unterkunft finden, in der er möglichst ganz versorgt wird. Leider gab es im Raum Wasserburg keine geeignete Unterbringung für jüngere MS-Patienten, sodass nur das Caritas Altenheim St. Konrad im Mai 2020 in Frage kam und ihn auch aufnahm. Dort wurde ihm ein Einzelzimmer mit Balkon angeboten, damit er zumindest, was die Wohnbedürfnisse anbelangt, eine sehr gute Unterbringung erhielt. Leider ist natürlich die Altersgruppe im Altenheim nicht die, welche für Tobias altersgemäß sinnvoll wäre. Jedoch die Pflegekräfte unterstützen ihn soweit es geht und seitens der Heimleitung wird ihm auch ein täglicher Ausgang in die Stadt gewährt. Somit kann Tobias mit seinem E-Rollstuhl trotz allem am Alltagsleben auch mit der MS-Gruppe teilnehmen.
Seine Mutter Magdalena ist auf Grund der jetzigen Unterbringung wesentlich entlastet, wobei sie nach wie vor die Betreuung inne hat und auch viele Dinge noch erledigen und koordinieren muss, bei denen das Altenheim überfordert wäre. Jährlich ist Tobias meist zweimal für 3 bis 4 Wochen in der Marianne Strauß Klinik in Kempfenhausen, wodurch seine Mutter auch durch die Vorbereitungen, täglichen Telefonate und Besuche Vorort gefordert ist. Hier erhält er die für ihn notwendigen Anwendungen wie Krankengymnastik, Physio - und Ergotherapie. Auch wird er medizinisch versorgt, damit sein Körper stabilisiert und gestärkt wird.
Am 21.03.2021 feierte Magdalena Haller ihren 75. Geburtstag, wofür wir die höchste Anerkennung haben für das, was sie Ihrem Sohn gegenüber in der Zeit seit Ausbruch der Krankheit geleistet hatte. Gerade im letzten Jahr während des Lockdown auf Grund der Corona Pandemie war es sowohl für Tobias als auch seine Mutter sehr schwierig, da Besuche längere Zeit nicht möglich waren. Es gibt nicht viele Mütter die so viele Abstriche in Ihrer Lebenssituation machen und sich voll für ihr Kind aufopfern. Dass dabei bei diesem persönlichen Einsatz eigene gesundheitliche Probleme auftreten ist nicht zu verhindern. Gott sei Dank gibt es auch einige Mitglieder der Jungen MS-Gruppe, die Tobias öfter besuchen oder verständigen, damit er sie in der schönen Wasserburger Altstadt treffen kann.
Wir alle von der „Jungen MS-Gruppe Wasserburg a. Inn“ wünschen Ihr hierzu alles Gute und sind froh, dass sie für Tobias eine gute Lösung der Versorgung und Pflege gefunden hat. Außerdem war und ist Magdalena neben der Hilfeleistungen für ihren Sohn maßgeblich auch für die Entwicklung der „Jungen MS-Gruppe Wasserburg a. Inn“ beteiligt und bringt auch hierzu noch heute ihre Erfahrungen ein.
Nachdem wir bereits im Jahre 2018 Magdalena Haller für den Pflegepreises vorgeschlagen hatten, sollte ursprünglich die Auszeichnung der DMSG Stiftung im Frühjahr 2020 an sie verliehen werden. Ausgerechnet ein Familientreffen im Ausland, welches zur selben Zeit der Verleihung stattfinden sollte, hat dies verhindert. Nachdem durch die Corona-Pandemie der Lockdown herrschte, war sowohl das Familientreffen als auch die Preisverleihung in der üblichen Form nicht möglich. Aus diesem Grund hat die DMSG Stiftung entschieden, den Pflegepreis jetzt am 14.07.2021 im Cafesito im kleineren Kreis mit einem Betrag von 1000 Euro zu vergeben.
Wir als „Junge MS-Gruppe Wasserburg a. Inn“ werden die Veranstaltung zusammen mit der Beratungsstelle Oberbayern der DMSG Bayern e.V. , vertreten durch Katja Dreier organisieren. Leider kann der 1. Bürgermeister Michael Kölbl wegen eines anderen Termins zur gleichen Zeit nicht teilnehmen. Aus Gründen der Pandemie wird die Junge MS-Gruppe Wasserburg a. Inn nur durch die ehrenamtlichen Mitglieder Anita Förtsch, Dorthea Eberstadt und Manfred Förtsch vertreten sein.
Nachdem in der Regel jährlich von der DMSG Bayern e.V. drei Personen mit dem Pflegepreis bedacht werden, erfolgt im Rahmen einer größeren Feierlichkeit im Oktober 2021 die Würdigung der Preisträger durch die 1.Vorstandvorsitzende Frau Dr. Monika Himmighoffen im Haus der Begegnung in der Marianne Strauß Klinik.
Manfred Förtsch (ehrenamtliches Mitglied des DMSG Landesverband Bayern e.V.)
Amtsblatt der Stadt Wasserburg a. Inn sind die Wasserburger Heimatnachrichten