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Klimafreundlich leben: Klimakiller Internet

[Artikel vom 19.06.2020]

Wer hätte es gedacht: Wäre das Internet ein Land, dann würde es nach USA und China zu den größten CO2 Verursachern gehören. Wer das Internet nutzt denkt dabei selten an CO2-Ausstoß oder Umweltbelastung. Dabei verursacht unsere alltägliche Internet-Nutzung in Deutschland so viel CO2 wie der innerdeutsche Flugverkehr. Und die Menge könnte sich in den nächsten zehn Jahren verdoppeln.

Ein paar WhatsApp-Nachrichten vor dem Frühstück verschicken, Fotos mit Freunden mit Freunden teilen, im HomeOffice Dutzende E-Mails beantworten und per Videokonferenzen an Meetings teilnehmen oder mit Freunden. Und abends noch per Netflix und Amazon Prime eine Serie schauen. Bei vielen ein ganz normaler Tag bei dem, auf dem ersten Blick, kaum Ressourcen verbraucht und auch kein Müll verursacht wird. Eigentlich recht umweltfreundlich, könnte man meinen.

Aber die Menge macht’s: So schreiben wir in Deutschland rund eine Milliarde E-Mails pro Tag. Dabei fallen 1.000 Tonnen Kohlenstoffdioxid an, ein Gramm pro E-Mail. Eine Stunde Video-Streaming produziert so viel CO2 wie ein Kilometer Autofahren, ca. 280 Gramm. Auch bei Suchanfragen entsteht das Klimagas: Laut Google produziert eine Anfrage etwa 0,2 Gramm CO2. Bedenkt man, dass jeden Tag 3,45 Milliarden Mal gegoogelt wird, kommt eine beträchtliche Menge zusammen.

Dies liegt vor allem an den Rechenzentren, die all diese Dienste bereitstellen: So verschwinden Nachrichten, Fotos, Videos oder Akten in einer Cloud. Der weltweite Datenaustausch ist nur möglich, weil rund um den Globus Milliarden Server in teils gigantischen Rechenzentren permanent arbeiten. Die Server müssen gekühlt werden und die Rechner benötigen Strom.

Das heißt es geht vor allem darum, diese Rechenzentren zu entlasten. Hier ein paar Tipps, wie dies am einfachsten geht:

  1. Videoqualität runterfahren: Video-Streaming ist für ca. 60% des gesamten Datenverkehrs verantwortlich. Es muss nicht immer HD sein. Bei den meisten Streaming-Anbietern, wie Youtube oder Netflix, kann man unter Einstellungen die Qualität des Videos bestimmen - und niedriger einstellen.
  2. Bei Cloud- und Streaming-Diensten darauf achten, dass der Anteil an Erneuerbaren Energie groß ist.
  3. Jede Suche über Google verursacht CO2. Die Suchmaschine Ecosia nutzt beispielsweise Ökostrom für ihre Rechenzentren und kompensiert alle Treibhausgasemissionen.
  4. Wenn die Internetadresse bekannt ist, diese direkt eingeben, anstatt über die Google-Suchleiste zu suchen.
  5. Hohen Datenverkehr per Mail vermeiden: Vielleicht hilft auch der persönliche Austausch weiter oder anstatt großen Datenhängen einen Hyperlink teilen
  6. Sich von nicht benötigten Newslettern trennen.
  7. Alte E-Mails löschen. Dies reduziert den benötigten Speicherplatz auf den Servern. Wichtige E-Mails am besten herunterladen und lokal speichern. Dies gilt v.a. auch für E-Mails mit großen Anhängen.
  8. Fotos und Videos statt in einer Cloud auf Speichermedien wie CDs, DVDs oder externen Festplatten speichern.
  9. Nutzung mobiler Daten reduzieren. Denn Übertragung von Daten über eine Mobilfunkverbindung verbraucht mehr Energie als über einen stationären Anschluss mit WLAN oder LAN.
  10. Teilen mit Bedacht: Lustige Fotos von gemeinsamen Ausflügen per E-Mail und WhatsApp zu Teilen macht zwar Spaß, aber sorgt eine Unmenge an Daten. So kann schnell einmal aus einem 5 MB Bild ein Vielfaches an Daten werden, die in verschieden Postfächer bereitgestellt oder in Clouds automatisch synchronisiert werden.

Wenn Sie wissen möchten, wie viel Sie zum indirekten Stromverbrauch im Internet beitragen, hilft Ihnen der „Carbonalyser“ vom „The Shift Project“ weiter: Einfach herunterladen und angezeigt bekommen, wie viele CO2-Emissionen das eigene Surfen verursacht. Diesen gibt es sowohl für PCs als auch für Smartphones. Diesen finden Sie hier: https://theshiftproject.org/en/carbonalyser-browser-extension/

Sonja Dlugosch für Rio Konkret und den Energiedialog Wasserburg 2050
Teil 8 der Serie aus den Wasserburger Heimatnachrichten - veröffentlicht am 3. Juli 2020